Geschichte: Treffpunkt bei „Tante Anna“ in Oberstedten

Treffpunkt bei „Tante Anna“

Oberstedtens Gasthaus mit Geschichte

Alte Postkarte mit dem Lokal „Zum Taunus“ Ende des 19. Jahrhunderts
Alte Postkarte mit dem Lokal „Zum Taunus“ Ende des 19. Jahrhunderts

Schon vor fast 130 Jahren betrieb unsere Familie im historischen Ortszentrum die weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannte Gastwirtschaft „Zum Taunus“ in der Friedrichtstr. 4 in Oberstedten. Seit den 1830er-Jahren gab es das Gasthaus "Zum Taunus" gegenüber in der Friedrichtstr. 1. Die Gasthäuser waren Treffpunkt für viele Menschen aus Oberstedten und von außerhalb und von zentraler Bedeutung für das Miteinander im Dorf.

Die Geschwister Fritz, Philipp, Anna und Sophie Wagner betrieben ab etwa 1930 die Gastwirtschaft gemeinsam. Fritz war auch für die Landwirtschaft zuständig, Philipp für das Keltern und die Pflege des Apfelweins, Anna für den Schankraum und die Gäste und Sophie für die Küche. Es wurden bis zu 60.000 Liter Speierling Apfelwein auf den eigenen Wiesen mit besten Kelteräpfeln von Hochstammapfelbäumen selbst erzeugt und ausgeschenkt.

Gedicht über das beliebte Lokal „Zum Taunus“ auf alten Ansichtskarten: Von Homburg und Frankfurt, von Nah und Fern, Da gehen die Leute nach Oberstedten so gern. Sie kehren bei Wagner ein, das wundert mich nicht, Weil da man stets guten Äpfelwein kriegt. Den Speierling noch besser, wie ist der schön klar, Der perlt wie Champagner und schmecktwunderbar. Wird Schinken und Handkäs mit Butter bestellt, So sagen die Leute, man hat was für’s Geld.
Gedicht über das beliebte Lokal "Zum Taunus" auf alten Ansichtskarten

Der selbstgekelterte Apfelwein, riesige Rippchen und Rumpsteaks und das selbstgebackene und dick belegte Brot nach einem Geheimrezept von Sophie zogen eine zahlreiche Gästeschar an. Man traf sich gern in der großen Gartenwirtschaft auf einen Schoppen unter den Linden. Im großen Saal fanden Feiern, Sport- und Tanzveranstaltungen, Chorauftritte und Theater statt. Bis heute schwärmen die alten Oberstedter von den tollen Festen im großen Saal der Gaststätte in der Aufbruchszeit nach dem Krieg bis in die Achtzigerjahre.

Eigentlich hieß die gemeinsam von den Geschwistern Wagner betriebene Gaststätte „Zum Taunus“. Aber die Wirtin Anna Wagner, die immer in der Gaststube präsent war, hatte einen legendären Ruf, war berühmt bis nach Frankfurt. Es gab eine große Zahl heimlicher und offener Verehrer. Für viele Menschen war das Lokal ein Stück Heimat. Deshalb nannten die Gäste das Lokal ab den 50er-Jahren nach der Wirtin „Tante Anna“. Dieser Name wurde Ende der 50er-Jahre von den Wirtsleuten Wagner übernommen und überlagerte den ursprünglichen Namen der Gaststätte "Zum Taunus" immer mehr.  Heute wird von den nachfolgenden Pächtern nur noch der Name "Tante Anna" für das Restaurant verwendet.

„Zum Taunus“-Wirtin Anna Wagner
„Zum Taunus“-Wirtin Anna Wagner in jungen Jahren
„Tante Anna“ inmitten ihrer Gäste und Verehrer, die mit ihr älter geworden sind.
„Tante Anna“ inmitten ihrer Gäste und Verehrer, die mit ihr älter geworden sind. 
Gaststätte "Zum Taunus" auf einer Ansichtskarte von 1914
Gartenwirtschaft der „Tante Anna“ früher
Die große Gartenwirtschaft vor dem 2. Weltkrieg
Gartenwirtschaft der „Tante Anna“ heute
Gemütliche Gartenwirtschaft heute unter alten Linden
Gaststätte „Tante Anna“ mit Garten früher und heute
Gaststätte „Zum Taunus / Tante Anna“ Anfang in den 80er Jahren
Die Gaststätte 2019 unter dem Namen „Tante Anna“

Nachdem die Anna im hohen Alter die Gaststätte nicht mehr betreiben konnte, wurde das Lokal von der Familie Wagner verpachtet. Die griechischen Pächter bieten bis heute leckere griechische und deutsche Speisen an und halten die Tradition der beliebten Gartenwirtschaft aufrecht. „Tante Anna“ ist eine der letzten Gartenwirtschaften der Region unter uralten Linden und das letzte alte Traditionslokal in Oberstedten. Unter dem Dach der 130 Jahre alten majestätischen Linden ist es auch heute noch ein Genuss zu Speisen, zu Trinken und sich mit den Menschen des Ortes zu Treffen (>> "Tante Anna" Speiselokal, Oberstedten).

Der legendäre Apfelwein wurde mit alten traditionellen Hochstammapfelsorten auf Streuobstwiesen erzeugt, die bis heute in unserem Bestand sind. Es wurden zweihundert Jahre lang viele Apfelbäume auf den Streuobstwiesen gepflanzt, gepflegt und geerntet.

Da ein großer Teil der Apfelbäume in den letzten Jahren ihre Altersgrenze erreicht hat und nach und nach abstirbt, führen wir punktuell Wiederaufforstungen von Wiesenflächen mit traditionellen Apfelsorten durch.  Dadurch soll die Erhaltung dieser traditionellen Streuobstwiesen gewährleistet werden (siehe unter "Aktuell"). Hier leisten wir unseren Beitrag zur ökologischen Landschaftspflege und der Erhaltung der Naherholungsqualität von Oberstedten. Diese Grundstücke verpachten wir an Pferdehalter, Apfelweinfreunde, Vogelschutzgruppen oder sonstige Pachtinteressenten. In Zukunft werden wir auch Baumpatenschaften für Oberstedter Bürger anbieten. Die Baumpaten können dann "ihren" Baum ernten, müssen sich aber auch um ihn kümmern.

Einige unserer Flächen können sich aber weiterhin als Biotope und Ausgleichsflächen mit geringer Einflussnahme natürlich entwickeln.